Pressemitteilung
Am 18. Oktober 2021 legte die Deutsche Bahn ihre extrem umstrittenen Planungen für den sechsgleisigen Ausbau der Bahntrasse in Düsseldorf-Angermund offen. Zu diesen Planungen nimmt die Initiative Angermund e.V. nach einer ersten Vorprüfung wie folgt Stellung:
- Die Planungen der Bahn sind in Sachen Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit völlig aus der Zeit gefallen und blenden die enormen Betroffenheiten, die die sechs Gleise zukünftig in Düsseldorf-Angermund für Mensch und Umwelt verursachen, systematisch aus.
- Die Absurdität der Bahnplanungen für Angermund wird deutlich, wenn man sich die hier geplanten sechs Gleise samt der Zuggeschwindigkeiten von 200 km/h als 6-spurige Autobahn vorstellt. Kein Mensch würde ein oberirdisches und 35 Meter breites Verkehrsmonstrum mitten in gewachsenen Wohngebieten genehmigen.
- Zentrale Stellgröße bei Schienen-Infrastrukturvorhaben ist die zugrunde gelegte Verkehrs- und Zugprognose. Auf Basis der getroffenen Annahmen wird u.a. der Lärmschutz, der Erschütterungsschutz und die städtebauliche Umsetzung dimensioniert. Für Angermund ist ein viel zu kurzer Prognosehorizont nur bis 2030 gewählt worden. Die Folgen u.a.: Die Prognose liegt offenkundig vor der Fertigstellung und ist von daher widersinnig. Denn: Bekanntermaßen muss ablaufbedingt erst die sog. „Wedauer Kurve“ in Duisburg fertiggestellt sein, bevor in Angermund maßgeblich gebaut werden kann. Die Wedauer Kurve befindet noch in der Planungsphase. Umweltauswirkungen durch die Verkehrswende (Deutschlandtakt, Europatakt, Verdopplung des Schienenfernverkehrs, Ausbau des Schienengüterverkehrs etc.) bleiben in dieser Prognose unberücksichtigt und werden damit künftigen Generationen aufgebürdet. Die Initiative Angermund fordert vom Bund und der Bahn ein Prognose-Szenario bis mindestens bis 2050. Dies wird den Auswirkungen des Projekts gerecht und so praktizieren es Bund und Bahn beispielsweise beim sog. Brennerzulauf im Raum Rosenheim.
- Die Umweltauswirkungen der Bahnplanungen für Angermund sind immens: Wohl mehr als 10Hektar Fläche sollen zusätzlich in Anspruch genommen und größtenteils auch dauerhaft versiegelt werden – darunter viele Grünflächen mit wichtiger Biotop-Funktion. Die Initiative fordert die Bahn auch deshalb auf, die Planungen des Lärmschutzdeckels einzureichen, denn dieser kann begrünt und renaturalisiert werden.
- Die Schallschutzplanungen sind völlig unzureichend und abzulehnen, denn sie sind mit mehr als 6 Meter hohen und oberirdischen Lärmschutzwänden städtebaulich eine Bausünde mit historischem Ausmaß für den Düsseldorfer Stadtteil.
Frau Wagner, Vorstandsvorsitzende der Initiative Angermund und Mutter zweier Kinder zieht ein erstes Fazit:
„Wir sind zutiefst erschrocken wie rücksichtslos der sechsgleisige Trassenausbau in Düsseldorf-Angermund in Sachen Umweltschutz, Immissionsschutz und Nachhaltigkeit umgesetzt werden soll. Die Bahnplanungen für Angermund werden dem Anspruch unseres Landes, Lebensgrundlagen sowie künftige Generationen deutlich mehr zu schützen, nicht mehr gerecht. Deshalb werden diese Planungen mit uns so nicht zu machen sein!“
Die Bahnunterlagen für Angermund werden ab 18.10.2021, unter diesem Link abrufbar sein: http://www.eba.bund.de/anhoerung
Die Initiative Angermund e.V. lädt Betroffene zu Bürgerinformationsveranstaltungen am 25. Oktober 2021 ein. Dort wird die sog. Offenlage der Unterlagen sowie Hinweise zum Verfahren und Einwendungen erklärt.