Offener Brief an die Kunstkommission Düsseldorf

An die Kunstkommission der Stadt Düsseldorf

Düsseldorf, 1. Juni 2020

Offener Brief: RRX Positionspapier der Kunstkommission Düsseldorf

Sehr geehrte Damen und Herren der Kunstkommission Düsseldorf,

mit Verwunderung haben wir Ihr Positionspapier zur Gestaltung der von der Bahn geplanten Lärmschutzwände im Rahmen des RRX Projekts zur Kenntnis genommen und bitten höflichst um Richtigstellung:

Sie haben sicherlich Verständnis dafür, dass unser Verein mit diesem Gestaltungswettbewerb nicht gemein gemacht werden will. Das Zitat auf Seite 1 empfinden wir daher als irreführend und ist wohl aus dem Zusammenhang gerissen worden. Für uns sind Lärmschutzwände in den sensiblen Bereichen von Düsseldorf, wie im Süden der Stadt und in Angermund, das Gegenteil von einem „nachhaltigen, visionären“ Konzept.

Unser Verein lehnt die Lärmschutzwände im Rahmen des RRX Projekts für Angermund entschieden ab. Denn: Sie wären ein städtebauliches Desaster historischen Ausmaßes und hätten die Totalzerschneidung des mehr als 830 Jahren alten Stadtteils zur Folge. Hinzu kommt der sehr zweifelhafte Lärmschutz bei der breiten Trasse mit sechs dicht befahrenen Gleisen.

Deshalb muss die monumentale Barrierewirkung der kilometerlangen und meterhohen Mauern im Sinne einer nachhaltigen und lebenswürdigen Landeshauptstadt abgewendet werden. Da der Baukörper der Lärmschutzwände massiv ist und unüberwindbare Barrieren erzeugt, kann Kunst an diesen Mauern leider nicht zur Problemlösung beitragen, sondern allenfalls die Bausünde kaschieren.

Wollen wir das für unsere Stadt? Will Kunst das?

Außerdem erlauben wir uns, Ihre Behauptung, dass Lärmschutzwände „alternativlos“ seien, richtig zu stellen. Was und wie in Düsseldorf gebaut wird, ist völlig offen und wird vom Eisenbahnbundesamt entschieden. Das Verfahren zur Erlangung des Baurechts wurde u.a. für Angermund noch nicht gestartet. Bei Ihrer Vorwegnahme eines möglichen Ergebnisses, kann es sich daher sicherlich nur um ein Missverständnis oder mangelnde Detailkenntnis in Sachen Planfeststellungsverfahren handeln.

Vor diesem zeitlichen Hintergrund schlagen wir vor, Ressourcen zu schonen und erst dann über die konkrete künstlerische Ausgestaltung der Bahnanlagen nachzudenken, wenn Baurecht erteilt wurde und klar ist, was konkret in den Stadtteilen umgesetzt werden soll. Dies wird wohl nicht vor 2025 oder 2030 sein.

In diesem Zusammenhang ist Ihnen sicherlich bekannt, dass zahlreiche Alternativen zu Lärmschutzwänden genehmigt und verbaut werden. Beispiele sind: Troglagen, Tunnel oder Einhausungen. Ihre Gemeinsamkeit ist neben der überragenden Schutzwirkung, die städtebauliche Überlegenheit gegenüber Lärmschutzwänden, da sie sich in Lebensräume und Wohnquartiere einfügen, statt sie zu zerschneiden. Beispiele dafür sind in unserer Stadt u.a. der Staufenplatztunnel in Grafenberg, der Rheinufertunnel und die von Ihnen zu Recht zitierte Wehrhahn-Linie.

Die Initiative Angermund schlägt für die beispiellos belastete Trasse mitten in Düsseldorf-Angermund einen begrünten Lärmdeckel und die Tieferlage des Bahnhofs vor, die es gilt, weiter zu planen. Die Vorteile: Der Lärmdeckel erzeugt wertvollen Raumgewinn, verbannt intensiven und lauten Schienenverkehr in die Erde und macht eine städtebauliche Weiterentwicklung von Düsseldorf im Stadtteil Angermund wieder möglich.

Es liegt an uns allen, ob wir dieses Leuchtturmprojekt umsetzen oder uns – und hier übernehmen wir gerne Ihre Wortwahl – mit der „Einmauerung“ unserer Stadt zufriedengeben wollen.

Gerne stellen wir Ihnen unsere Lösung vor und würden uns über einen kreativen Austausch sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen aus Düsseldorf-Angermund

gez. Vorsitzende der Initiative Angermund e.V.