Am 26. Mai 2020 tagte die Bezirksvertretung 5 (BV)- wegen Corona in stark reduzierter Besetzung. Die Verwaltung informierte dort die Bezirksvertreter über den Sachstand bei den Gleisausbau- und RRX-Planungen für Angermund samt Planungen für das Bahnhofsumfeld (u.a.: Angermunder Str., An den Kämpen, Bahnhofstraße, geplanter Park & Ride Parkplatz/Umfeld Aldi).
Bisherige RRX-Planungen in vielerei Hinsicht schlecht für Angermund
Der jetzige Planungsstand ist unserer Ansicht nach schlecht für Angermund und stellt in vielerlei Hinsicht eine Verschlechterung des Ist-Zustands dar. Denn städtebaulich, verkehrlich und lärmschutztechnisch sollen trotz massiver Umbaumaßnahmen und dann 6 Gleisen nur Minimallösungen umgesetzt werden.
Wie konnte es so weit kommen?
Unsere Antwort: Die Ampel im Stadtrat hat seinerzeit den folgenschweren Bock geschossen, den Lärmdeckel für Angermund unnötigerweise zu den Akten zu legen und die Lärmschutzwände der Bahn durchzuwinken.
Die kilometerlangen Mauern werden Angermund nicht nur unwiderruflich in zwei Teile zerschneiden und deshalb jeden Städteplaner erschaudern lassen, sondern sie erzeugen durch ihre Barrierewirkung Zwangspunkte, die eine nachhaltige Gestaltung und Weiterentwicklung des Umfelds quasi unmöglich machen.
Lärmschutzwände erzeugen unüberwindbare Barrierewirkungen, die jeden Städteplaner erschaudern lassen
Welche Folgen die bisherigen RRX-Planungen von Stadt und Bahn auf das mehr als 830 Jahre alte Angermund haben werden, lässt sich aus den Informationen der Stadt und der Präsentation gestern in der BV ableiten. Beispiele:
- Angermund soll in der Gänze durch mehr als 6 Meter Lärmschutzwände unüberwindbar zerschnitten werden. Die Querung der Bahntrasse und damit die Verbindung der beiden Ortsteile soll für Rad-/Rollstuhlfahrer und Fußgänger weiterhin nur über Rampen oder zwei Unterführungen möglich sein. Unterführungen in Bahnhofsbereichen sind erfahrungsgemäß verschmutzte Angsträume, Rampen nur mit Kraftaufwand überwindbar.
- Für den neuen Bahnhof in Angermund ist kein Dach vorgesehen – dafür ist Angermund der Bahn als Haltepunkt offensichtlich zu unwichtig. Hauptsache die Züge rasen dann auf 6 Gleisen durch.
- Der gesetzlich gebotene und dringend benötigte Vollschutz in Sachen Bahnlärm wird nicht angestrebt. Selbst die Minimalvorgabe der Ampel in Sachen Lärmschutz hält die Bahn bei ihren Planungen nicht ein. Statt Lärmschutz soll es für betroffene Angermunder wohl Frischluftzufuhr per elektrischen Lüfter geben.
Die Verwaltung möchte nun, dass noch nachbessert wird, wohl damit die Stadt in der Öffentlichkeit das Gesicht wahren kann. Dazu soll die DB auf einem sehr kurzen Abschnitt in Bahnhofsnähe noch eine Mittelwand planen. Zweck dieser formalen Übung: So lässt sich dann auf dem Papier Bahnlärm kleinrechnen. Wir halten das für eine Farce. Wer Gesundheitsschutz ernst nimmt, muss in ganz Angermund für vernünftigen Lärmschutz sorgen und darf nicht über Flickschusterei formal und rein theoretisch Lärmwerte wegrechnen. - Die geplante Verlegung beider Busstationen (751 und 728) auf die Angermunder Straße sowie die Zufahrt und Verkehrsführung zum Park & Ride Parkplatz sind aus Gründen der Verkehrssicherheit, des Verkehrsflusses und der Belastungssituation für die angrenzenden Wohngebiete unausgegoren und ganz offensichtlich planerische Notlösungen bedingt durch die unüberwindbaren Zwangspunkte.
- Toilettenhäuschen für Busfahrer und Standplatz für Busse im Rampenbereich der Angermunder Straße sind geplant. Wer bitte schön denkt sich sowas aus?
- Die zukünftige Verkehrsbelastung auf der Angermunder Straße ist durch die räumliche Ballung von dem auf Stelzen geplanten Park & Ride Parkhaus und dem Discounter sowie neu entstehender Wendeverkehre zwischen den Kreisverkehren vor der Bücke unterbewertet. Auf die Menschen in Angermund werden deutlich mehr Verkehrsströme zukommen.
- Verkehrswende ad absurdum: Die Busnutzung ist durch die geplante Verlegung der Haltestellen für viele Angermunder mit noch längeren Fußwegen verbunden. Das Angebot der Rheinbahn in Angermund wird damit für viele noch unattraktiver.
- Durch die geplanten Bushaltestellen im Rampenbereich der Angermunder Straße drohen weiteren Engstellen auf dem heute schon dicht befahrenen Durchfahrtsweg. Staus sind quasi vorprogrammiert.
Städtebauliche Qualitäten, nachhaltiger Lärmschutz, sinnvolle Verkehrsführung: Man sucht es vergeblich
Die Initiative Angermund fordert vein den RRX-Planungen ein Umdenken von der Stadt und hofft, dass spätestens nach der Kommunalwahl im September, die Belange der betroffenen Bürgerinnen und Bürger beim Großprojekt RRX endlich besser gewürdigt werden. Da das Planfeststellungsverfahren in Angermund nicht nicht begonnen hat, besteht noch die Chance, dieses wichtige Großprojekt zügig und einvernehmlich mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu realisieren.
Initiative Angermund fordert Umdenken von der Stadt Düsseldorf
Städtebauliche Qualitäten, Lärmschutz sowie der Erhalt von Lebensqualität und Heimat müssen bei diesem Milliardenprojekt für die Stadt Düsseldorf eigentlich eine Selbstverständlichhkeit sein und müssen daher mit Nachdruck eingefordert werden. Dies gilt für den Düsseldorfer Norden ebenso wie für den Düsseldorfer Süden.